Hintergrund

In Deutschland werden seit mehreren Jahren klimabedingte Veränderungen des Niederschlagsregimes festgestellt mit Auswirkungen auf die Wasserverfügbarkeit. Betroffen sind Talsperren, aber auch Sektoren wie Schifffahrt, Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Wasserkraft, Energiegewinnung, Industrie und Brauchwasserversorgung und natürlich auch die Trinkwasserversorgung. Die Notwendigkeit einer langfristigen Planung und Vorbereitung auf Trockenperioden ist spätestens seit dem Sommer 2018 bewusst geworden.

Derartige Trockenperioden werden laut IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) häufiger auftreten und in ihrer Intensität zunehmen. Gefährlich sind hierbei insbesondere Koinzidenzen von ungünstigen meteorologischen Randbedingungen, z.B. ein trockener Sommer, der auf einen trockenen Winter folgt. Aktuelle Prognosen zeigen für Deutschland einen starken Anstieg von Dürren in Intensität und Dauer (Samaniego et al. Anthropogenic warming exacerbates European soil moisture droughts, Nature Climate Change 8(5): 421-426. 2018). Gegenwärtig als extrem definierte Dürreverhältnisse werden bei einer Erwärmung um 3°C zum Normalfall. Die daraus folgenden Auswirkungen auf Bodenfeuchte, Grundwasser, Abfluss und damit einhergehend auf alle wasserabhängigen Nutzungen sind durchweg negativ. Die Wasserspeicherung wird daher zukünftig an Bedeutung gewinnen und die Erfüllung bestehender und konkurrierender Nutzungen wird schwieriger. In Notlagen und bei eingeschränktem Handlungsspielraum müssen Priorisierungen erfolgen und u.U. minderprioritäre Nutzungen zugunsten prioritärer Nutzungen angepasst werden. Deshalb signalisieren betroffene Akteure, insbesondere Talsperrenbetreiber und Wasserwirtschaftsverwaltungen, Bedarf an zusätzlichen wasserwirtschaftlichen und ökonomischen Informationen und Bewertungsverfahren. Dabei fehlt eine transparente und nachvollziehbare Methode zur Früherkennung von Trockenperioden. 

Die Ausgangssituation an den Stauanlagen der Thüringer Fernwasserversorgung (TFW) ist, dass bereits in den letzten 30 Jahren eine signifikante Verschiebung des Abflussregimes stattgefunden hat, hin zu einer größeren Saisonalität. Standen in den vorangegangenen Jahrzehnten pro Jahr im Schnitt 7 bis 8 Monate zur Wiederauffüllung der Speicher zur Verfügung, sind es in der jüngeren Vergangenheit nunmehr lediglich 3 bis 5. Dadurch steigen die Anforderungen an die Ausgleichswirkung von Talsperrenreservoiren. Gleichzeitig steigen die Bedarfsanfragen durch Neuanschlüsse und neue Wassernutzergruppen (z.B. für Bewässerungswasser aus Talsperren). Häufig bilden Zeitreihen der letzten 80 bis 100 Jahre die Grundlage für die Bemessung der verfügbaren Wassermenge und Bereitstellungssicherheiten. Wie beschrieben, weichen die letzten 30 Jahre jedoch erheblich davon ab. Dadurch ergibt sich die dringende Notwendigkeit, von einer statischen Stauraumbewirtschaftung hin zu einer dynamisch vorausschauenden Stauraumbewirtschaftung zu wechseln, und dies in den Betriebsplänen zu verankern. Da die Fernwasserversorgung oftmals auch die Stellung eines verlässlichen Lieferanten in Spitzenbedarfszeiten einnimmt, ergeben sich in längeren Trockenperioden auch Mehrbedarfsmengen, die von TASK2 rechtzeitig erkannt und bewertet werden können.

Das Jahr 2018 verdeutlichte die Defizitsituation auch im Stadtgebiet Erfurt in Trockenjahren. Auf den Wassermangel in den Fließgewässern wurde seitens der unteren Wasserbehörden mit einer flächendeckenden Allgemeinverfügung reagiert. Mit Inbetriebnahme der sogenannten Westringkaskade im Jahr 2020 wird Brauchwasser vom 45 km entfernten Thüringer Wald direkt in den Norden des Stadtgebietes (Gelände der BUGA 2021) geführt. Nach der Verstromung über zwei Turbinen steht das Wasser dann für andere Nutzungen zur Verfügung. Auch der Betrieb dieser neuen Brauchwasserleitung wird mit den Erkenntnissen aus dem Projekt optimierbar sein.